Wie alles begann...
Die Liebenzeller Mission Österreich wurde 1989 als gemeinnütziger Verein gegründet und ist ein eigenständiger Zweig innerhalb der Liebenzeller Mission International die ihren Sitz in Bad Liebenzell, Deutschland, hat.
Die Liebenzeller Mission ist eine der größten deutschen Missionsorganisationen mit mehr als 230 Mitarbeitern in über 25 Ländern weltweit. Immer mehr wuchs der Wunsch, auch in Österreich Weltmission bekannter zu machen und selbst Missionare auszusenden. Nun blicken wir bereits auf 32 Jahre zurück, in denen zahlreiche Projekte finanziert und begleitet werden konnten, vielen Menschen geholfen – körperlich und geistlich.
Die ersten Missionare waren Fritz & Sieglinde Urschitz, die ihren Einsatz in Papua-Neuguinea bereits im Jahre 1964 begonnen hatten.
Damals gab es den österreichischen Zweig noch nicht. Fritz Urschitz, Obmann von 1989 – 2002 erzählt:
„Ein kleiner Rückblick in unsere Geschichte – nein, es ist Gottes Geschichte mit uns schwachen Menschen. Er hat uns berufen und zugerüstet. Alles was geschehen ist, ist sein Verdienst. Wir, meine Frau und ich, sind schon über 50 Jahre Mitglieder der Liebenzeller Mission. Unsere ersten 20 Jahre als Pioniere in Neuguinea waren die aufregendsten unseres Missionsdienstes. Wir durften die Kraft des Wortes Gottes an uns und an den Heiden, zu denen wir gesandt waren, erleben. Menschen aus verschiedenen Stämmen sind durch die Verkündigung in Wort und Tat zum Glauben an Jesus gekommen. Wir durften vielen Geburtshelfer werden und Zeugen sein, wie sich ihr Leben veränderte. Wir sahen, wie die Freude der Christen die Angst verdrängte.
Zu sehen, wie Jesus auch im Urwald und in den Sümpfen von Neuguinea sein Reich baut, ist das schönste, was wir Missionare dort erleben durften. Am liebsten wären wir unser ganzes Leben lang dort geblieben.
Gott hat uns auch als Familie sehr gesegnet. Der Herr schenkte uns vier Kinder. Friedemann, Johannes, Christoph und Brigitte sind alle in Neuguinea geboren und dort aufgewachsen. Ihre Kindheit und ersten Schuljahre verbrachten sie auf den Missionsstationen, wo wir gerade arbeiteten. Zuerst in Nungwaia, dann in Ambunti und zuletzt in Niksek am Aprilfluss. Die Mama war auch immer ihre erste Lehrerin. Mit acht Jahren begann für sie das Internatsleben im Hochland von Neuguinea und später in Australien und Japan.
Das Urwaldleben genossen unsere Kinder nur in den Ferien. Die Buben wollten auch immer dabei sein, wenn ich die Sippen am Aprilfluss besuchte. Das war schon was, mit wilden Typen, die noch mit Pfeil und Bogen jagten, auf die Jagd zu gehen. Aber solche Abenteuer waren selten. Die Pflicht der Schule holte auch unsere Kinder immer wieder ein. Wir machten uns Gedanken über ihre Zukunft. Wie sollte es mit ihnen nach ihrer Schulausbildung weitergehen? Echte Chancen für eine Berufsausbildung gab es für sie nur in Deutschland oder Österreich. Wir mussten also an die Heimkehr denken, um sie ins neue Leben in Europa zu begleiten.
1985 war es dann so weit! Wir mussten unsere Zelte in Neuguinea abbrechen. Für mich begann der Reisedienst mit Missionsvorträgen in vielen Kirchen und Gemeinschaftskreisen Deutschlands. Das bedeutete viel unterwegs und wenig zu Hause zu sein. Für die Kinder begann der Schulstress in neuen Schulen. Das Einleben in die Kultur Europas gestaltete sich gar nicht so einfach.
Ein Jahr Reisedienst würe auch vorübergehen, aber was dann? Hatte ich als Österreicher nicht auch einen missionarischen Auftrag für mein Heimatland, da wo ich meine Jugendzeit verbrachte? In Salzburg gab es kleine Gemeinden, ob es da eine offene Tür für uns gab?
In der Volksmission Salzburg hatte ich zu Jesus gefunden und meine ersten Glaubensschritte getan. Meine Jugendfreunde waren alle in der Evangelischen Missionsgemeinschaft Salzburg beheimatet. Würden wir in diese Gemeinde als Mitarbeiter passen? Missionsinspektor Ernst Vatter von der Liebenzeller Mission verstand unser Anliegen recht gut. Die Missionsleitung beschloss, uns zur Mitarbeit in diese Gemeinde zu entsenden. Im Sommer 1986 war es dann so weit. Wir konnten in eine Mietwohnung in Bergheim bei Salzburg übersiedeln.
Die tatkräftige Hilfe der alten und neuen Freunde zeigte uns, dass wir in der jungen Gemeinde willkommen waren. Hans Jörg Theuer, der Gemeindeleiter, und seine Frau Tula waren, obwohl zehn Jahre jünger als wir, wie Eltern zu uns. Sie führten uns gut in das Gemeindeleben ein und wurden zu echten Freunden. Die Betreuung und Gründung neuer Hauskreise fiel mir zu. So etwa einmal im Monat durfte ich die Sonntagspredigt übernehmen.
Überall in den verschiedenen Gemeinden und Kreisen zeigte ich meine Dias aus Neuguinea und hielt Missionsvorträge. So konnte Interesse für Missionsarbeit geweckt werden und Spenden kamen zusammen, um Missionsarbeit zu unterstützen. Pfarrer Malte Müller-Vocke war ein echter Missionsfreund und lud mich öfters zu Gottesdiensten und Missionsvorträgen in seine Gemeinde nach Mattighofen ein. Es wurde auch immer für die Liebenzeller Mission gesammelt. Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dass Spenden, die in Österreichh gesammelt werden, akkkurat versteuert werden müssen, bevor sie weitergeleitet werden. Eine Möglichkeit, Steuerbefreiung zu beantragen gäbe es, in dem wir einen gemeinnützigen Verein gründen. In Absprache mit der Missionsleitung von Liebenzell wurde die Gründung eines Liebenzeller Missionszweiges in Österreich überlegt. Viele Amtswege zu den Ämtern in Salzburg wurden notwendig. Bis wir die Vereinsstatuten für den neuen Verein ausarbeiten und den Antrag einreichen konnten, verging noch ein weiteres Jahr.
Am 3. November 1989, anlässlich eines Freundestreffens in Bad Goisern, konnten wir die LMÖ (Liebenzeller Mission Österreich) gründen.
Ich wurde von der LM-Leitung zum ersten Vorsitzenden (Obmann) bereufen und Pfarrer Malte Müller-Vocke zu meinem Stellvertreter. Weiter wurden in den LMÖ Vorstand berufen: Peter Jost aus der Volksmission Graz, Hans Gaurek zum Kassier, Peter Heinz zum Schriftführer, Albert Rechkemmer und Hansgerd Gengenbach als Vertreter der LM. Im September 1990, anlässlich einer Konferenz der Liebenzeller Mission International, wurde die LMÖ in den Internationalen Dachverband der LMI aufgenommen.
1991 reisten die ersten Missionare der LMÖ aus:
- Friedemann und Elfriede Urschitz nach Sambia
- Gaby Fasl nach Japan
Durch regelmäßige Rundbriefe und „Updates“ versuchten wir die Mitglieder zu informieren. Höhepunkte waren die monatlichen Gebetstreffen an Samstagnachmittagen, die Jahreshauptversammlung und die Missionstage in der Gemeinde Unterwegs/Salzburg.
Die Zahl der Mitglieder wuchs, besonders viele Freunde kamen aus der Gemeinde Unterwegs. 13 Jahre, bis zu meinem Ruhestand, durfte ich der LMÖ als Obmann dienen. Im Rückblick können wir nur staunen, wie Gott die LMÖ nun schon so viele Jahre durchgetragen hat.
Der kürzeste Psalm in der Bibel ist ein Missionspsalm, der Psalm 117:
„Lobet den Herrn, alle Heiden! Preist ihn alle Völker. Denn seine Gnade und Wahrheit waltet über uns in Ewigkeit! Halleluja!“
Fritz und Sieglinde schrieben viele ihrer Erlebnisse in der Mission in Papua-Neuguinea in einem Büchlein zusammen: „Nicht vergeblich“ – hatten sie als Titel gewählt. Diese Missionsgeschichte hat Fritz handschriftlich ins dort gesprochene Pidgin übersetzt, damit die Neuguinesen in ihren Dörfern daran erinnert sind, wie sie zum Glauben an Jesus Christus kamen.
In einer Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum wurden sämtliche Geschichten, von über kurze oder auch längere Zeit ausgesandten Missionaren der LMÖ festgehalten.
Das ganze Büchlein als Missionschronik ist hier zu lesen: