Marietta de Souza Ribeiro über die Flüchtlingsarbeit
Veröffentlicht am: 29. 12. 2015
Als wir im Juni 2015 aus Brasilien ausreisten, wussten wir noch nicht, was uns in Österreich erwarten würde und welchen Weg Gott für uns haben würde. Wir wussten nur, wir sollten und durften kommen. Immer wieder bekamen wir die Zusage von Freunden: „Es ist alles vorbereitet.“ Und genau das durften wir auch erleben.
Beim Zurückwandern in das Heimatland kamen einige Herausforderungen auf uns zu, eine war der Aufenthaltstitel für Adriano, meinen Mann, der uns vor 21 Jahren als frisch verheiratetes Ehepaar verweigert wurde und Österreich war überfordert mit den Flüchtlingen, die aus dem damaligen Jugoslavien kamen.
Und diesmal standen wir wieder vor der Frage, ob es eine Chance geben könnte, wo doch nun auch eine große Zahl Flüchtlinge nach Europa kommen. Noch in Brasilien wohnend, sahen wir im Fernsehen die Berichte von gestrandeten Menschen und nahmen aus der Ferne teil an ihrem Leid. Wer hätte zu der Zeit gedacht, das wir die Möglichkeit haben würden, in Österreich ein bisschen in dieser Not mitzuhelfen.
In unserem neuen Wohnort Oberndorf angekommen, machte ich mich auf zur Stadtgemeinde und bat mich als Deutschlehrerin für Flüchtlinge oder Ausländer an. Ich hatte 15 Jahre Erfahrung in Brasilien gesammelt und durfte dies nun auch hier, wenn auch nur auf kleinem Gebiet, fortsetzen.
All die Jahre in Brasilien konnte ich erleben, dass nicht das Diplom vor Gott zählt, sondern der Wille, seine Gaben einzusetzen. Ich bin keine ausgebildete Deutschlehrerin und trotzdem schenkte mir damals Gott in Niterói, einer Stadt in der Nähe von Rio de Janeiro, einen Arbeitsplatz, wo ich all die Erfahrungen sammeln konnte, die ich jetzt brauchen konnte. Aber würde das auch in Österreich Möglichkeit sein? Würde ich hier das Wissen anwenden können, wo man normalerweise zuerst die Diplome und Weiterbildungen prüft?
Ich bin der LMÖ sehr dankbar, dass ich in unseren ersten Monaten hier in Österreich genau wieder dort einsteigen durfte, wo ich in Brasilien aufgehört hatte.

Es war zum Beispiel ein wunderbares Geschenk, Mohammeds Lächeln zu sehen nach dem Satz: „Du weisst, dass wir für dich beten.“
Jeden Samstag gibt es ein interkulturelles Café, wo man sich näher kommen kann. Bei einem dieser Treffen konnte ich feststellen, dass sich die Flüchtlinge oft auch nicht untereinander verstehen, weil sei aus anderen politischen Gruppen oder Glaubenshintergründen kommen. Zitat einer Flüchtlings: „Als ich endlich hier ankam, dachte ich, dass wir uns Flüchtlinge gegenseitig helfen und unterstützen würden, weil wir alle dieselbe Not erlitten hatten. Dabei musste ich feststellen, dass ich alleine bin. Aufgrund meiner politischen Einstellung werde ich von meinen „Brüdern“ nicht akzeptiert.“
Ihre Geschichten sind hart und von viel Leid geprägt und sie sind so dankbar, wenn man ihnen zuhört und sie in Liebe annimmt und Liebe weitergibt, die wir von Jesus empfangen haben.
Adriano, mein Mann, sagte dazu einmal: Die Gläubigen in Österreich und ganz Europa haben die einmalige Chance, jetzt im eigenen Land mit Moslems über Jesus zu sprechen. Sie kommen alle zu uns. Die Ernte ist reif!

Matthäus 9, 36-38